Heuschnupfen, Asthma + Hautausschläge (133)

Ein Therapieverlauf von 4 Sitzungen als Veränderung der Bilder in der Innenwelt zum Hintergrund von Asthma, Heuschnupfen und Hautausschlägen ...

 

Erstsitzung
Kl: - Klientin öffnet die Tür – Ein großer Raum, Bilder an der Wand, dunkler Holz-fußboden, keine Fenster. In dem einen Bild ist ein alter Mann mit langen weißen Haaren, blauen Augen, schwarzes Ge-wand, weißer Kragen. Was machst du da? Er guckt nur. Warum antwortest du nicht? Er guckt nur. – Er soll sie zu wichtigen Erinnerungen bringen. – Er schüttelt den Kopf. – Es ärgert die Klientin, sie wird zur direkten Kommunikation aufgefordert. – Du ärgerst mich und guckst mit deinen stahlblauen Augen. – Der Klientin wird warm vor Ärger, das Gefühl soll sich umsetzten, welche Situation damit zu-sammenhängt. Sie denkt spontan an Udo. - Er ist groß, graue Haare, grauer Bart, blaue Augen und lacht. - Udo, warum ärgerst du mich immer? Er sagt, er will es nicht. Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll. Du ärgerst mich, weil du jedes Wochenende weg bist. Du bist viel öfter weg, als du da bist. Du machst mich traurig. - Es tut ihm leid, aber er kann nicht anders. Ich habe so Sehnsucht nach dir, du rufst nicht einmal an.
Th: Dieses Gefühl von Traurigkeit, kennst du das? – Klientin bejaht. - Sage der Traurigkeit, daß du sie kennst.
Kl: Traurigkeit ich kenne dich, ich fühle dich so oft und du machst mich so leer. – Die Traurigkeit soll sich als Gestalt zeigen. – Traurigkeit, du siehst aus wie eine Wolke. Warum gehst du nicht weg?- Sie antwortet nichts. – Die Traurigkeit soll ihr zeigen, wo sie herkommt, wo ist sie entstanden? – Zeige mir, was mich immer traurig macht. Sie führt mich zu Udo. Udo, was sagst du zur Wolke? Er sagt, er kann es nicht ändern.
Th: Laß dir von der Wolke zeigen, wo sie noch herkommt.
Kl: Die Wolke zeigt mir, daß ich immer alleine irgendwo bin, nie sind andere Leute da. Dieses Gefühl alleine zu sein kenne ich gut. – Die Klientin wird aufgefordert, direkt ihre Einsamkeit anzusprechen. - Einsamkeit, du bist schon lange mein Begleiter. Ich sehe ganz viele Leu-te, die sich nicht für mich interessieren. Warum interessiert ihr euch nicht für mich? Sie sehen durch mich durch, nehmen mich aber wahr. Sie sagen, sie wollen nicht mit mir reden. Warum wollt ihr nicht mit mir reden? - Das wissen sie auch nicht. Das ärgert mich. Sie lachen nur. Es macht ihnen Spaß, mich zu ärgern.
Th: Wo kommt das Gefühl her, geärgert zu werden?
Kl: Udo und Martin. Martin hat blaue Augen, blonde Haare und einen Schnurr-bart. Er sieht mich mitleidig an. – Die Klientin wird zur direkten Kommunikation aufgefordert. - Warum siehst du mich so mitleidig an? Ihm fällt nichts ein. Es tut mir weh, wenn ich dich sehe, weil ich dich vermisse. Er sagt, er liebt eine an-dere. Es tut weh und macht mich traurig, daß du mich nicht liebst. Was hat die andere, was ich nicht habe? Er kann es nicht sagen, er liebt sie einfach. Was fühlst du für mich? Er mag mich. Das freut mich, aber das ist mir zu wenig. Mehr kann er mir nicht geben. Dann muß ich dich vergessen. Er sagt, das werde ich nicht können. Das stimmt. Du grinst nur dämlich. Das ärgert mich und macht mich traurig. Ich will dich nicht mehr sehen.
Th: Frage ihn mal, ob er etwas über Dein Asthma weiß? – Klientin verneint.– Frage mal Udo.
Kl: Er sagt, vielleicht schon.
Th: Wenn er eine Idee hat, soll er dir mal was zeigen.
Kl: Hast du eine Idee was mit meinem Asthma zu tun haben könnte? Es kommt eine Katze. Katze, hast du etwas mit meinem Asthma zu tun oder weißt du etwas? Sie streicht mir um die Beine und schnurrt. Ich mag dich. Du bist eine schwarze Katze mit weißen Pfoten. Du siehst aus wie meine Katze, die ich mal hatte. Bist du meine Katze? Sie liegt auf meinem Hals, das hat meine früher immer gemacht.
Th: Sie soll dich mal zu deiner Katze bringen.
Kl: Jetzt ist sie weg. Ich sehe ganz viele Katzenköpfe. Weißt du etwas über mein Asthma? Du hast eine rote, komische Nase. Hast du etwas mit meinen Aller-gien zu tun? Wenn ja, dann miau. Sie miaut. Bringe mich dorthin, wo meine Allergien herkommen. Sie läuft eine Stra-ße entlang. Dort sind Laternen. Sie geht auf ein Haus zu mit einer großen, weißen Tür mit goldenem Griff. Die Tür ist zu. Ich klopfe. Keiner macht auf. Udo steht jetzt da. Hast du etwas mit meinen Allergien zu tun? Er will mir helfen. Er kann die Tür aufmachen. Es ist alles dunkel. Da kommt Licht und eine Wiese, Schmetter-linge fliegen, Blumen blühen. Kinder spielen auf der Wiese, halten sich an den Händen und singen. Warum seht ihr mich an? Sie fragen, ob ich mitspielen will. Ich tanze mit den Kindern immer im Kreis. Mir wird ganz schwindlig. Jetzt ist nur noch ein Kind da. Kind, weißt du was von meinem Heuschnupfen? Es sieht mich nur an und will weitertanzen. Es tanzt um mich herum. Es ärgert mich, weil du nicht antwortest. Es bleibt stehen. Es sieht nach den Schmetterlingen, sie sind schön. Da ist ein ganz toller. Er fliegt um mich herum. Schmetterling, kannst du mir etwas über meine Allergie sagen? Er wird immer größer und ganz dunkel.
Th: Er kann ja mal an den Ort oder zu dem Ereignis fliegen, wo deine Allergie entstanden ist.
Kl: Er schüttelt den Kopf. Warum kannst du nicht dahin fliegen? Kennst du jemanden, der das weiß? Da steht schon wieder Udo. Warum tauchst du immer auf, wenn es um meine Allergien geht. Er sagt, er will es nicht, es tut ihm leid. Was tut dir leid? Alles, wie er mit mir umgeht, das es nicht fair ist, aber er liebt die Heidi. Ich weiß das.
Th: Laß Heidi mal auftauchen.
Kl: Hallo Heidi. Sie sagt, der Udo ist mir. Wenn du wüßtest. Sie sagt, der Udo weiß auch nicht immer, was sie macht. Da kannst du recht haben. Sie sagt, sie ist trotzdem glücklich mit ihm, er kommt immer wieder zu ihr zurück. Udo guckt etwas komisch. Ich weiß was er denkt. Er denkt, er will nicht fest nach Berlin zu Heidi.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Da kommt eine Hase von “Alice im Wunderland”. Er sagt, er hat keine Zeit. Hase, bleib stehen. Er sagt, er hat keine Zeit. Er sieht auf eine große, goldene Taschenuhr mit römischen Zahlen. Weißt du, wann mein Asthma entstanden ist? Er sagt, ich soll auf die Uhr sehen. Da sind keine Zeiger, nur eine römische zwei. Er hat eine rote Hose mit weißen Knöpfen an. Die sehen aus wie Totenköpfe. Totenkopf was machst du da? Er ist ein Totenkopf von einer Fah-ne, vom Piratenschiff. Die Fahne steht auf der Wiese. Totenkopf willst du mir etwas sagen? Es ist ganz viel Wind. Er sagt, paß auf vor dem Wind, nimm dich in Acht. Der Wind weht mich weg in die Wolken, da blitzt es überall. Blitze, was wollt ihr mir zeigen? Das sind die Pfeile. Sie zeigen auf die Wiese, mit dem kleinen Kind. Wie alt bist du? 4 Jahre. Warum bist du traurig? ... - Die Klientin stellt plötzlich fest: Ich bin das Kind.
Th: Ja, sei du mal das Kind.
Kl: Ich fühle mich so leer. Alles dreht sich.
Th: Da muß etwas auf der Wiese passiert sein. Vielleicht kann dir die Alice helfen.
Kl: Sie schwebt. Was machst du hier? Sie sagt, sie beobachtet mich. Kannst du mir weiterhelfen? Sie löst sich auf. Sie hat mich alleine gelassen. Du machst mich traurig. Sie weiß es. Warum tust du das? Sie löst sich auf.
Th: Was hat dich mit 4 Jahren traurig gemacht?
Kl: Da ist meine Mutter. – Die Klientin weint. – Du fehlst mir so. Sie sagt, sie will hier hoch. Sie vermißt mich, ist aber immer bei mir. Ich mag nicht, daß du immer bei mir bist. Sie sagt, sie ist trotzdem da. Sie sagt, ich weiß, warum ich Asthma habe. Zeige mir etwas, damit ich mich wieder erinnere. Ich bekomme ei-nen ganz großen Kopf wie ein großer Luftballon. Er fliegt in den Himmel, in die Sonne. Ich bin wieder auf der Wiese mit dem Kind. Es will mit mir tanzen; es kann aber nicht mehr tanzen. Warum kannst du nicht mehr tanzen? Es starrt nur und sieht sich einen Regenwurm an. Regen-wurm, warum kann das Kind nicht tanzen? Er sagt, das Kind hat keine Beine. Kind, was ist dir passiert? Die Beine sind ganz dünn, wie ein Skelett. Das Kind rennt. Es läuft zum Wasser. Da ist ganz viel Wasser. Da liegt ein Kind drin. Das Kind ist mein Neffe. Marco, was ist mit dir? Er ist in den Teich gefallen. Marco, ich weiß es wird wieder gut, ich weiß es. Du hast mir damals einen ganz schönen Schrecken eingejagt. - Es tut ihm leid. Der Opa (ihr Vater) kommt dazu. Er ist alt. Marco klettert auf seine Schultern. Opa hat nichts mit dem Heuschnupfen zu tun. Er weiß nicht, was mit 4 Jahren war. Da läuft jemand die nasse Straße entlang. Ich habe Angst. Trenchcoat, Hut, kein Gesicht. Da ist ein Haus. Höher als das am Anfang. Die Tür ist offen. Da sind Spinnweben, eine Spinne. Hallo Spinne. Weißt du etwas über mein Asthma. Nein. Jetzt ist sie weg. Da ist ein Fenster. Hinter dem Fenster ist eine Mauer.
Th: Geh mal mit deinem Bewußtsein hinter die Mauer.
Kl: Da ist eine nasse Straße. Marco, warum bist du schon wieder da? Er ist gerne bei mir. Es freut mich.
Th: Rufe mal alle, die heute aufgetaucht sind auf die Wiese und schau mal wie das aussieht.
Kl: Die tanzen und reden alle durcheinander. Da versteht man nichts.
Th: Wen kannst du ansprechen, der dir etwas konkretes zeigt?
Kl: Der Udo. Was willst du mir sagen oder zeigen? Da kommt Heidi. Sie sagt, ich soll Udo in Ruhe lassen. Es geht dich eine Scheiße an! – erregt - Sie ist beleidigt. Udo, hat die Geschichte etwas mit meinem Asthma zu tun, daß du dich nicht entscheiden kannst zwischen Heidi und mir? Er gibt mir keine klare Antwort. Das ist typisch. - Dann laß mich in Ruhe!
Th: Frage ihn mal, ob es dir besser ginge, wenn er dich in Ruhe läßt.
Kl: Das weiß er nicht. Er sagt er liebt mich. Er will jetzt gehen. Das ist nicht o.k. für mich. Kommst du wieder? - Logisch.
Th: Deine Mutter hat als einzige konkret gesagt, du weißt es selbst.
Kl: Mama, gib mir einen Tip. Jetzt taucht Martin auf. Martin, hast du etwas mit meinem Asthma zu tun? - Er glaubt schon. Zeige mir eine Situation, die dazu beigetragen hat. ... Wir sind im Skiurlaub. Wir gehen zum Hotel. Er sagt, er liebt mich und er möchte neben mir aufwachen und ich weiß genau, daß da oben seine Frau liegt. Aber jetzt liebt er eine andere.
Th: Wie ist es das zu hören? Was ist passiert in dir?
Kl: Martin, das tut weh. Das hat doch keinen Sinn. Jetzt ist Udo da. Beide sagen sie lieben mich, aber beide sind verheiratet. Das hat doch keinen Sinn.
Th: Gehe mal weiter zurück in deinem Leben. Wo ist dieses Gefühl schon einmal aufgetaucht, geliebt zu werden und es dann doch keinen Sinn hat?
Kl: Da taucht meine Mutter auf. Hängt mit dir das Gefühl zusammen, zu lieben und es hat keinen Sinn? - Sie sagt ja.
Th: Dann erinnere dich mal.
Kl: Sie sagt, man kann lieben, wird aber immer verlassen. – Die Klientin weint.
Th: Und genau dieses Gefühl hast du bei den beiden Männern? – Klientin bejaht. – Frage sie mal, ob du auf der richtigen Spur bist?
Kl: Sie sagt ja, ich soll den Weg weitergehen. Ich weiß aber nicht welchen Weg. Sie sagt, den soll ich selbst finden, den kann sie mir nicht zeigen. Kann das da-mit zusammenhängen, daß ich mich nie von dir verabschiedet habe? - Sie sagt ja, sie war ja nur im Krankenhaus.
Th: Dann erinnere dich mal, als du in der Arztpraxis den Asthmaanfall hattest. Gibt es da eine Ähnlichkeit?
Kl: Ich weiß nicht. Da ist ein Krankenhausgang. Am Ende stehen Blumen, sie dürfen nicht in das Zimmer. Da steht eine Schwester, sie sagt das. Sie sagt, die Blumen verbrauchen Sauerstoff und produzieren irgend etwas. Die Blumen sa-gen, das ist Blödsinn. Ich soll mit auf die Wiese. Da sind keine Blumen mehr. Nur ein Baum. Hallo Baum, kannst du mir helfen? Ich soll die Blumen fragen. Die Blumen lachen nur, das wollen sie mir nicht sagen, sie wollen mich ärgern, tanzen um mich herum, alle haben Gesichter.
Die Blumen sagen, ich soll mittanzen. Ich soll springen, das will ich aber nicht. Ich glaube den Blumen nichts. Ich könnte ih-nen vertrauen. Das glaube ich. Hat mein mangelndes Vertrauen was mit meinem Asthma zu tun? Vielleicht.
Th: Hole mal dein Vertrauen mit auf die Wiese.
Kl: Da kommt ein Löwe. Er hat eine riesige Mähne. Löwe, bist du mein Vertrau-en? - Ja. - Ich habe mir das aber anders vorgestellt. Er sagt, nichts ist so, wie man es sich vorstellt. Er will mir helfen. Er will mich begleiten. Er hat eine Kette um den Hals. Er fühlt sich wohl bei mir. Bist du eingesperrt? Nicht richtig. Fühlst du dich frei? Er hätte gerne Freiheit. Ich könnte ihm möglicherweise helfen. Wir gehen über einen Steg. Er sagt, ich kann mich nicht entscheiden. Warum soll ich mich auch entscheiden? Manchmal machen Entscheidungen das Leben einfacher. Er meint, dann ginge es mir besser. Hat das mit meinem Asthma zu tun? Er meint, wahrscheinlich schon. Ich soll mich entscheiden. Für oder gegen was soll ich mich entscheiden. Da ist Udo. Soll ich mich für oder gegen ihn entscheiden? Gegen ihn, dann geht dein Asthma weg. Der Löwe sagt, du bist Schuld. Udo sagt, er lügt. Der Löwe wackelt mit dem Schwanz, als ob er gleich jemanden an-springen will. Udo, wer lügt? Ich glaube, der Löwe hat recht, aber ich will Udo nicht verlieren.
Th: Kann es sein, wenn du den Udo verlierst, wirst Dd daran erinnert, wie es ist, jemanden zu verlieren. – Die Klientin bejaht. – Frage mal deine Mutter.
Kl: Sie nickt. Ich will niemanden verlieren. – Die Klientin weint.
Th: Ist es so etwas wie festhalten um jeden Preis? Du weißt das Asthma einatmen, einatmen, einatmen ist und nicht mehr loslassen? Spüre mal, ob das stimmt? – Die Klientin bejaht. – Ist das das gleiche wie mit deiner Mutter? Müßtest du den Schmerz aufarbeiten?
Kl: Sie sagt, ich kann das nicht. - Klar, kann ich das.
Th: Frage deine Mutter, was mit 4 Jahren war. Nimm sie mal mit auf die Wiese, wo das Kind ist.
Kl: Sie sagt, ich war krank. Wie lange war ich krank? Ich war 2 Wochen im Krankenhaus. Ich war alleine in dem Zimmer. Ich wache auf und war alleine. – Die Klientin weint. - Ich bin ganz alleine auf der Welt. Meine Mama ist zu Hause.
Th: Frage mal deine Mutter, wenn du alles auflöst, ist dann dein Asthma weg. – Klientin verneint. – Was spricht dagegen?
Kl: Daß ich mich nie entscheiden kann. Ich will mich auch gar nicht entscheiden.
Th: Spüre mal, das ist eine Hemmung. Wenn du dich nicht entscheidest, bleibt alles wie es ist. Und wenn du dich entscheidest, tut es weh, alles kommt in Bewegung. Und deshalb bekommst du auch immer Männer, die sich nicht entscheiden. Frage den Hasen.
Kl: Ja, das stimmt. – Die Klientin wird trotzig. – Die Antworten nerven.

2. Session
Kl: Ich sehe eine große Holztür. Ich öffne sie. - Türknarren wird eingespielt. - Da steht ein großer Baum mit vielen Vögeln, die Sonne scheint. Es ziehen helle Wolken auf. Wir begrüßen uns. Sie wollen nur am Himmel rumfliegen. Sie fragen, ob ich mitfliegen will. Ich fliege am Him-mel entlang. Ich kann es genießen, ich fühle mich frei. Keiner kann einem etwas anhaben. Doch, da ist Udo’s Gesicht. Er will bei mir sein. Ich sehe ein Wasserfall im Wald. Das Wasser ist ganz weiß, es fällt in einen kleinen runden See, rundherum ist ein Felsen. Marco sieht mich aus dem Wasser an. Hallo. Er sagt, ich soll zu ihm ins Wasser. Nein, ich möchte jetzt nicht ins Wasser. Er will aber, daß ich zu ihm komme. Das Wasser sieht so kalt aus. Er sagt, es ist nicht kalt. Kleine Kinder dürfen nicht immer alles haben, was sie wollen. Das kenne ich von meiner Mutter. Es ist aber o. k.
Th: Wie sieht deine Mutter jetzt aus?
Kl: Sie sieht nachdenklich aus. Sie sagt, sie macht sich Sorgen um mich, ich schließe mich immer so aus. Ich will in Ruhe gelassen werden. Das stimmt nicht.
Th: Spüre mal, vielleicht hat sie recht. Du willst zwar in Ruhe gelassen werden, hast aber tief in dir die Sehnsucht nach Verbindung. – Die Klientin bejaht.
Kl: Udo taucht auf. Ich habe Sehnsucht nach dir. Er lacht. Er sagt, er fühlt sich wohl bei mir. Da ist noch Heidi. Heidi sagt, der Udo gehört ihr. Udo nickt.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Das tut weh. Udo, mir tut das weh. Er kann es nicht ändern.
Th: Kennst Du dieses Gefühl? Wo ist es entstanden? Sehnsucht, jemanden lieb haben.
Kl: Martin taucht auf. Hallo. Ihm geht es nicht so gut. Er weiß nicht, was er will. Er liebt Uta, aber eigentlich mehr die Kin-der. Eigentlich nur die Kinder. Da ist Mario, sein Sohn. Er braucht seinen Pa-pa. Deshalb bleibt er zu Hause. Uta hält ihn fest. Ihm ist es nicht recht. Ich weiß, daß Uta ihn nicht festhalten kann. Er ist wie ein Vogel, der wegfliegen will. Aber er kann nicht fliegen. Ich will es dir zeigen. Komm, flieg mit mir. Es macht ihm Spaß. Deshalb ist er bei mir. Zu Hause bei ihm ist alles so traurig, aber er muß zurück. Es fällt mir schwer ihn loszulassen. Martin, es ist besser, wenn du zu Hause bleibst. Er weiß nicht, was er will.
Th: Weißt du, was du von ihm willst?
Kl: Martin, ich weiß auch nicht, was ich will. Er sagt, ich will ihn. Nein, ich will Udo.
Th: Bringe mal beide zusammen. Wo zieht es dich mehr hin?
Kl: Etwas mehr zu Udo. Wenn ich bei Udo bin, will ich zu Martin. Ich will immer den, den ich nicht habe.
Th: Schau mal was passiert, wenn du gehst und beide zurückläßt.
Kl: Da kommt meine Mutter. Sie sagt, du mußt dich entscheiden. Udo taucht wieder auf. Ich weiß nicht, wen ich will. Udo ist davon überzeugt, daß ich ihn will. Ich weiß es aber nicht. - Woher kommt das, daß ich mich nicht entscheiden kann? Sie sagt, ich habe Angst vor den Folgen, wenn ich mich falsch entscheide.
Th: Warum hast du Angst vor Folgen? Du mußt etwas erlebt haben, was heftige Folgen hatte oder etwas, das dir Angst gemacht hat. Frage deine Mutter, sie weiß es.
Kl: Sie verneint es. Ich sehe wieder das Krankenhaus und bin alleine. Alle haben sie mich alleine gelassen. Ich bin 4 oder 5 Jahre.
Th: Wen hättest du gerne bei dir?
Kl: Udo. Er sitzt bei mir am Bett und ich bin nicht mehr alleine.
Th: Den Udo gab es damals noch nicht, wer sollte dich damals nicht alleine lassen?
Kl: Meine Mutter. Sie sagt, sie durfte nicht mit ins Krankenhaus. Das tut weh, alleine gelassen zu werden. Warum liege ich nicht mit anderen Kindern im Zim-mer? Mama, Du hast mich so wenig besucht, es tut ihr leid. Das hilft mir auch nicht.
Th: Sage ihr auch, daß du heute noch Sehnsüchte hast.
Kl: Ich habe heute noch Angst, alleine gelassen zu werden.
Th: Dann schau doch mal, ob sie die Ärzte fragen kann, ob sie bei dir bleiben kann.
Kl: Sie sagt, sie hat noch 2 Kinder. Aber ich bin doch krank! – erregt - Sie sagt, um mich kümmern sich die Ärzte. Ich will aber nicht, daß die Ärzte sich um mich kümmern. – Die Klientin wird zur direkten Kommunikation aufgefordert. - Ich will nicht, daß ihr euch um mich kümmert. Meine Geschwister lachen mich nur aus. Jetzt kommt Udo und sagt, er kümmert sich um mich.
Th: Spüre mal, das du dafür den Udo hast.
Kl: Udo sagt auch, daß er weg geht, er weiß nur nicht wann.
Th: Erzähle deiner Mutter, daß es zwischen ihr und Udo einen Zusammen-hang gibt.
Kl: Sie sagt, Gott hat sie gerufen. Du hättest auch noch bleiben können. Sie sagt, die Ärzte waren Schuld, Gott war stärker. Sie hatte Magenkrebs. Das Leben war ihr zu viel. Sie wollte ihren Frieden. Du hast auch Papa alleine gelassen. Sie ist froh, daß sie ihre Ruhe hat. Meinem Vater tut das auch weh, aber er sagt, er schafft das schon.
Th: Frage ihn mal, was er mit seinem Schmerz macht?
Kl: Er lenkt sich mit der Arbeit ab und ich soll das auch machen.
Th: Dein Vater soll das mal deiner Mutter sagen.
Kl: Wegen dir müssen wir jetzt arbeiten, um dich zu vergessen. Sie sagt, wir brauchen sie ja nicht vergessen. Mein Vater muß sich ablenken, weil es sonst so weh tut.
Th: Ist in dir noch viel unerlöster Schmerz, der noch weh tut? – Die Klientin bejaht. – Sprich mal mit deinem Schmerz.
Kl: Schmerz, ich spüre dich. Er sagt, ich würde ihn immer unterdrücken.
Th: Würde er sich auflösen, wenn du ihn ganz tief spüren würdest? – Die Klientin verneint, weil er ein Teil von ihr sei. – Er ist schon ein Bestandteil von dir geworden. Das würde bedeuten, daß du nie mehr fröhlich werden könntest.
Kl: Er ist ziemlich mächtig. Wie eine große, alles überdeckende Wolke.
Th: Ist er der Hintergrund des Asthmas? – Die Klientin bejaht. – Was will er damit erreichen?
Kl: Er zeigt seine Macht. Warum machst du das? Um mich zu erinnern, daß er da ist. Warum muß ich mich ständig an den Schmerz erinnern? Ich soll den gleichen Fehler nicht wieder machen. Ja, wie bei meiner Mutter.
Th: Er will dich damit erinnern, daß du leben sollst. – Klientin bejaht. – Ist so ein Teil in dir, wie bei deiner Mutter, der nicht mehr leben will? – Die Klientin bejaht.
Kl: Da ist aber Marco. Er sorgt dafür, daß ich immer wieder heim komme. Er gibt mir die Kraft. Du lebst bei mir im Haus, aber irgendwie bist du auch weg. Marco hilft mir gegen den Schmerz zu kämpfen und der Schmerz rächt sich mit den Asthmaanfällen.
Th: Du kannst mal probieren, höre mal auf zu kämpfen, sage ihm, mache mit mir, was du willst.
Kl: Wenn ich aufhöre zu kämpfen, zieht er sich zurück. Schmerz, mache mit mir, was du willst. Ich sehe die große dunkle Wolke direkt vor mir. Wolke, es ist o.k., daß du da bist, mache mit mir was du willst. Sie ist mein Schmerz. Marco steht neben mir, er will es nicht zulassen. Mar-co, du brauchst nicht kämpfen, schau nur zu. Die Wolke verteilt sich. Sie umschließt mich.
Th: Und wenn du magst, kannst du deine Mutter auftauchen lassen und ihr sagen, daß du gerade dabei bist, den Schmerz anzunehmen.
Kl: Mama, ich versuche den Schmerz anzunehmen.
Th: Wenn du dich ihm hingibst, ihn ak-zeptierst, kann er sich auflösen und du kannst wieder fröhlich werden. Du kannst das Leben akzeptieren wie es ist. Nur wenn du gegen das Leben kämpfst bleibt der Schmerz da und alles bleibt wie es ist. Was passiert mit deiner Mutter?
Kl: Sie sitzt auf einer weißen Wolke und sieht zu. Sie sieht erleichtert aus. Die Wolke ist in mir verschwunden.
Th: Heißt das, du hast sie angenommen? – Klientin bejaht. – Sage deiner Mutter, daß du bereit bist, sie loszulassen.
Kl: Ich bin bereit dich loszulassen. Sie sagt, sie hat mir Marco geschickt.
Th: Sage ihr, daß du Lust hast zu leben und spüre, ob es stimmt.
Kl: – nicht sehr überzeugend: Ich habe Lust zu leben.
Th: Was tut deine Mutter?
Kl: Sie sieht zweifelnd aus. Was läßt dich zweifeln? Sie sagt, daß der Schmerz immer wieder kommt.
Th: Frage mal den Schmerz ob das so ist?
Kl: Der Schmerz wird größer, wenn ich sage, daß ich leben will. Dann fängt er an zu kämpfen. Der Schmerz kämpft ge-gen Marco und gegen die Fröhlichkeit. Warum ist das so? Er sagt, es kann so viel passieren.
Th: Ist das eine ganz tiefe Angst, daß ihm auch etwas passiert und dann ist der Schmerz wieder da? – Die Klientin bejaht.– Spüre mal, was du gerne tun möchtest, wenn du das so wahrnimmst.
Kl: Da kommt der Udo zurück.
Th: Ja, die drei gehören zusammen. (Mutter, Marco + Udo) Schau mal, wer dir weiterhelfen könnte, wer dir Rat geben könnte.
Kl: - lacht – Da kommt der Hase. Kannst du mir sagen, was ich machen muß, um den Schmerz loszuwerden? Er sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Aber es kommen doch immer neue hinzu.
Th: Die alte Wunde zieht die alte Verletzung noch mal und noch mal an. Vielleicht kennt er noch jemand, der dir helfen kann.
Kl: Er hüpft auf der Stelle. Da kommt der Martin. Kannst du mir sagen, was ich mit dem Schmerz tun soll? Er sagt, ich soll ihn vergessen.
Th: Dann vergißt du aber auch, daß du nicht mehr fröhlich bist. Was ist mit Alice. Weiß sie etwas?
Kl: Ich soll den Hasen fragen. Hase, weißt du was? Er sagt, laß dir Zeit.
Th: Frage ihn mal, was er meint, wenn wir durch den Schmerz gehen, richtig durchgehen, dann müßte er kleiner werden oder sich auflösen.
Kl: Er meint, das tut bestimmt weh. Er meint, ein Versuch wäre es wert. Er hilft mir. Meine Mutter hilft mir auch. Ich möchte mich von dem Schmerz befreien. Sie meint, ob ich sie dann vergesse?
Th: Du wirst dich an sie ohne Schmerz erinnern.
Kl: Ich kann mich an dich auch ohne Schmerz erinnern.
Th: Frage mal deinen Vater, ob er dir auch hilft? – Klientin bejaht.
Kl: Udo hilft mir auch.
Th: Dann sage dem Schmerz, daß du ihn besuchen wirst.
Kl: Schmerz, ich werde Dich nachher ganz intensiv besuchen. Er hat Angst.
Th: Schau mal, was noch wichtig ist.
Kl: Marco taucht auf. Er hat ein Schwert in der Hand. Er will mir auch helfen.

3. Session
Kl: Ich sehe wieder die große braune Holztür. – Die Klientin öffnet sie. – Da ist jetzt die große dunkle Wolke. Hallo Wolke. Sie begrüßt mich auch.
Th: Wie ist es, wenn du deinen Schmerz so deutlich vor dir siehst?
Kl: Ich warte, daß etwas passiert.
Th: Ich schlage dir vor, deine Mama auftauchen zu lassen.
Kl: Ja, sie ist da. Willst du mir helfen? Ja.
Th: Dann erinnere dich mal an die Zeit, in der sie gegangen ist, so daß du deutlicher siehst wie sie geht.
Kl: Sie liegt krank im Krankenhaus. Sie hat keine Haare mehr und ist total abgemagert. Sie ist etwa 30 Jahre, ich war 7 Jahre.
Th: Gehe mal hin zu ihr als 7 jährige.
Kl: Hallo Mama, du bist zu schwach um zu reden.
Th: Schau mal, ob ihr euch in Gedanken unterhalten könnt.
Kl: Du weißt, daß du stirbst, aber du hast es mir nicht gesagt. Sie wollte mir nicht weh tun. Warum willst du gehen? – Die Klientin spricht mit zittriger Stimme. – Sie kann nicht mehr. – Der Therapeut fordert zum intensiveren Atmen auf. – Jetzt ist sie auf einer großen Wiese und sagt, sie hat jetzt keine Schmerzen mehr. – Der Therapeut unterstützt die Atmung, die Klientin weint. - Du hast mir weh getan, daß du gegangen bist. Sie sagt, sie kommt nicht mehr gegen die Schmerzen an.
Th: Wenn du willst, setze dich zu ihr auf die Wiese. Es ist o.k. zu weinen, zeige ihr, daß du traurig bist. – Rebirthing-Atmen – Ist deine Mutter noch da?
Kl: Der Udo sitzt da. - längere Pause.
Th: Wie geht es dir?
Kl: Es ist ganz hell. Es ist ganz viel Sonne da, – Klientin weint – und meine Mutter steht da. Sie will in dem Licht bleiben und ich soll wieder gehen. Ich will aber, daß du da bleibst. Ich bin noch so klein und brauche dich noch. Sie hat keine Kraft mehr und muß gehen. Ich will nicht, daß du gehst. – weint stärker – Da ist das Grab von meiner Mutter. Die schmeißen sie einfach in so ein Loch. – Die Klientin ist ganz verzweifelt. - Die legen sie einfach in so ein dunkles Loch, da kommt sie gar nicht mehr raus.
Th: Ist das auch so ein dunkles Loch, in das du reinfällst und nicht mehr rauskommst? Dir geht es auch so ähnlich? Höre mal, was deine Mutter sagt.
Kl: Sie sagt, sie bleibt nicht in dem Loch. Ich glaube das aber nicht.
Th: Sie soll dich mal zu sich rufen. Schau dir mal die Beerdigung von ihrer Sicht aus an.
Kl: Ganz viele Leute sehen runter, ganz viele Blumen, tote Blumen. Die Leute sind alle ganz traurig. Mein Papa steht da und weint. Er versteht auch nicht, warum sie einfach weggegangen ist. – Der Therapeut fordert zur direkten Kom-munikation auf. - Mama, der Papa ist auch ganz traurig. Der steht da oben und weint. Sie sieht sich das nur an, als ob ihr das peinlich wäre. Ihr geht es jetzt besser, weil sie keine Schmerzen mehr hat, aber es tut ihr leid, daß es uns so weh tut.
Th: Bleibe so lange in ihrer Nähe, bis du Abschied nehmen kannst. Und du weißt, du willst sie für immer loslassen.
Kl: Ich will dich nicht loslassen. Sie will aber gehen. Ich will nicht, daß du gehst.
Th: Du kannst nichts anderes machen, als ihr das immer wieder sagen und den Schmerz spüren. Zeige ihr den Schmerz, er gehört zu ihr. Und wenn sie geht, laß den Schmerz bei ihr. Frage mal, ob sie ihn mitnimmt, damit du wieder fröhlich wirst. Diese graue Wolke über ihrem Kind einfach mitnehmen.
Kl: Sie will es versuchen. Da sind so viele Menschen, die meine Mutter ersetzen wollen und keiner kann sie mir ersetzen. Ich will meine Mama! – Die Klientin weint stärker und die Atmung wird wieder unterstützt. - Mama, ich will keinen Ersatz für dich. Sie können dich nicht ersetzen.
Th: Sieh mal, ob die anderen es akzeptieren.
Kl: Sie wollen mir doch nur helfen. Ich will aber keine Hilfe.
Th: Das ist dein Schmerz, da können sie dir nicht helfen.
Kl: Sie verstehen es, aber ich tue ihnen leid. Mama, ich will doch nur bei dir bleiben. – Die Klientin zittert sehr stark. – Sie will alleine gehen. Sie sagt, ich kann sie nicht festhalten, sie muß gehen.
Th: Sie soll so lange bleiben, bis dein ganzer Schmerz draußen ist. Sie wollte ja alles mitnehmen. Spüre mal, da ist noch Wut da. Deine Hände ballen sich zu Fäusten.
Kl: Du sollst mich nicht alleine lassen. - Die Klientin weint und zittert sehr heftig. Der Therapeut gibt ihr viel Zeit, den Schmerz auszuleben. - Ich bin immer noch in dem schwarzen Loch und oben steht Marco und sagt ich soll rauskommen. Mama, ich will den Schmerz bei dir lassen.
Th: Spüre mal, was deine Hände ma-chen wollen.
Kl: Sie wollen sie festhalten.
Th: Das gehört zu dem Schmerz dazu. Halte sie einfach noch mal fest.
Kl: Ich will dich festhalten. Der Schmerz ist unsere einzige Verbindung.
Th: Eine ganz intensive Verbindung. Da-durch spürst du sie dauernd und dadurch ist sie wenigstens bei dir. Deshalb brauchst du den Schmerz. Er erinnert dich daran, daß du nicht alleine bist, denn da ist noch deine Mutter. Denn sie ist gegangen. Und wenn sie wirklich geht, bist du alleine. Ganz tief ist jeder Mensch alleine. – Die Klientin weint und zittert wieder stärker.
Kl: Jetzt ist alles ganz hell.
Th: Du atmest jetzt auch ganz von selbst ganz tief durch.
Kl: Meine Mutter versucht die dunkle Wolke hinter sich herzuziehen.
Th: Vielleicht solltet ihr noch einmal ganz bewußt Abschied nehmen, damit du weißt, daß sie jetzt für immer geht. Sie ist irgendwo und da gibt es die Erinnerung und die ist mit dir verbunden. Aber sie ist nicht mehr mit dem Schmerz verbunden. Ihr könnt euch noch einmal ganz bewußt umarmen. Sie geht dahin wo sie hingehen muß und sie ist mit dir verbunden und nicht mehr über den Schmerz, den nimmt sie mit. Schau mal, ob du sie in den Arm nehmen und sie dann loslassen kannst. Als kleines Kind und als heutige Ruth.
Kl: Sie nimmt mich in den Arm. – Die Klientin zittert. – Es ist so kalt ohne dich.
Th: Schau mal, ob du die Sonne einladen kannst.
Kl: Sonne, du bist da, aber du wärmst mich nicht. Die Wolken müssen erst weg. Meine Mutter zieht an den Wolken.
Th: Frage mal deine Mutter, welche Farbe brauchen die Wolken, daß sie sich auflösen. - Die Klientin läßt die Farbe Rot in sich einlaufen, sie fließt in den ganzen Körper. Danach läßt sie die Farbe Rot zu den Wolken fließen. Die Wolken saugen die Farbe auf.
Kl: Alles ist rot. Jetzt kommt der Hase mit seiner roten Hose und die Sonne scheint. Er legt sich auf den Rücken in die Sonne.
Th: Vielleicht solltest du ihm das nachmachen. Schau mal wie es sich anfühlt.
Kl: Es ist warm. Die Vögel singen. Die Wiese ist ganz grün. Überall sind Blumen.
Th: Spüre mal, wie ist es denn auf der Welt zu sein?
Kl: In solchen Augenblicken schön. Aber in anderen Momenten ...
Th: Es kann sich viel verändert haben. Fühle mal, wie es sich anfühlt, daß deine Mutter gegangen ist. Fühle mal wie es dir geht, wenn du an sie denkst.
Kl: Es bleibt warm. Mama, es ist schön, es ist warm. Hast du die Wolken mitgenommen? Sie bejaht und hofft, daß es mir besser geht und sie freut sich.
Th: Geht es dir besser?
Kl: Ich weiß nicht.
Th: Das mußt du erst einmal rausfinden. Alles ist noch neu.
Kl: Es ist so anders.
Th: Spüre mal was anders ist.
Kl: Daß ich nicht traurig bin, wenn ich meine Mutter sehe. Es ist schön dich zu sehen. Ein bißchen bin ich noch traurig. Kannst Du den Rest auch noch wegnehmen? Sie sagt, das ist die Erinnerung.
Th: Eine Erinnerung kann trotzdem schön sein, ganz liebevoll, freudevoll. Sie kann immer auftauchen in der Erinnerung. Du atmest jetzt auch ganz ruhig und tief durch. Da hat sich tief in dir etwas gelöst.
Kl: Alles ist viel heller. Viel mehr im Licht. Sogar in das dunkle Loch kommt Licht rein.
Th: Dann müßte es Dir ja leicht fallen, aufzustehen und raus zu gehen.
Kl: Das ist aber ein Schutz für mich. Der Hase liegt noch auf der Wiese und sonnt sich. Jetzt hat er Zeit.
Th: Wie fühlt sich jetzt der Udo und der Martin an?
Kl: Sie sind im Moment weiter entfernt.
Th: Ist es so, daß du jetzt ganz bei dir bist? – Die Klientin bejaht. – Bist du noch auf der Wiese? – Die Klientin bejaht.

4. Session
Kl: Ich sehe die gleiche große Holztür. – Die Klientin öffnet die Tür. - Ich sehe eine Wiese. In der Mitte steht ein Baum. Alles ist dunkel, es ist unheimlich.
Th: Schau mal was auf dich zukommt, was unheimlich ist, was du noch nicht verarbeitet hast.
Kl: Da kommt der Hase. Hallo Hase. Er sagt, ich soll mitkommen. Wir laufen über die Wiese zum See. Im See liegt Marco. Er ist dort reingefallen (Bild aus der Realität). Marco, komm da raus, du kannst darin ertrinken. Er sagt, ich soll ihm helfen. Er liegt jetzt draußen und ist ganz naß. Marco, ich habe Angst um dich, du hättest ertrinken und sterben können. Er sagt, er schafft das schon. Jetzt sitzt er da und lacht.
Th: Vielleicht solltest du ihm das Schwimmen beibringen.
Kl: Er will nur schwimmen lernen, um vom 5-Meter-Brett springen zu können.
Th: Sieh mal, ob du es ihm zeigen willst, dann brauchst du keine Angst mehr haben, daß er ertrinkt.
Kl: Komm, wir gehen ins Wasser. Er kann schwimmen. – Die Klientin ist ganz erstaunt.
Th: Dann sage es ihm, du kannst ja schwimmen, warum bist du eben untergegangen?
Kl: Du kannst doch schwimmen. Nur ein bißchen, sagt er. Er schwimmt immer im Kreis. Er mag jetzt nicht mehr schwimmen.
Th: Dann schau mal, was ihr machen wollt, ihr beide.
Kl: Er mag auf den Spielplatz gehen. Ja, ich komme mit. Da sind noch andere Kinder. Die ärgern ihn.
Th: Kann er sich durchsetzen? Wie reagiert er?
Kl: Er lacht darüber. Mir tut er leid. - Der Therapeut fordert zur direkten Kommuni-kation auf. - Du tust mir leid, daß die anderen Kinder dich ärgern.
Th: Kennst du das auch?
Kl: Ich weiß nicht. Ich bin auch geärgert worden.
Th: Wenn es etwas markantes und wichtiges gibt, dann laß es mal auftauchen. Schau mal, welche Szene auftaucht.
Kl: Eine Prügelei auf dem Schulhof. Wir rollen uns auf dem Boden und ich halte den anderen fest. Da kommt ein Lehrer und sagt, wir sollen aufhören. – Die Klientin spricht der Lehrer an: Warum hilfst du dem anderen Schüler? Weil er schwächer ist. Warum soll ich mich von dem Schüler beschimpfen lassen? Der Lehrer sagt, weil er schwächer ist und sich körperlich nicht wehren kann. Die größeren sollen auf die kleineren Rück-sicht nehmen. Man soll nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Ich finde das blöd. Wenn er mich beschimpft, kann ich ihn doch verkloppen. Er sagt, ich darf das nicht, weil ich Judo kann. Ich möchte das selbst entscheiden, ob ich mich prügle oder nicht. Er sagt, es ist falsch. Es kann ja sein, daß ich auf einen Stärkeren treffe und dann habe ich Pech gehabt. Er findet es nicht o.k., er ist der Lehrer. Ich will einfach weggehen. Ich finde die Vorschriften nicht o.k. Nur weil wir Kinder sind, müssen wir tun, was die Erwachsenen uns sagen. Jetzt sagt er, ich müsse selbst wissen, was ich mache. Jetzt bin ich wieder auf der Wiese. Da sitzt ein Kind. Hallo Kind. Warum bist du so nachdenklich, Kind? Es sagt, es möchte einfach nur daliegen und den Himmel ansehen, einfach nichts tun.
Th: Wenn du magst, kannst du dich dazulegen und spüre mal, dazusein, nichts zu tun. Ist es denn etwas heller geworden oder ist es noch etwas trüb dort?
Kl: Es fängt an zu regnen, aber es ist trotzdem schön. Udo kommt und bringt mir eine Regenjacke, damit ich mich nicht erkälte. Es ist schön dich zu sehen und es ist schön durch den Regen zu laufen. Jetzt kommt noch Marco und springt durch die Pfützen.
Th: Schau mal was das kleine Mädchen auf der Wiese macht.
Kl: Sie liegt nur da und läßt den Regen ins Gesicht tropfen.
Th: Merkt sie was? – Die Klientin bejaht.
Kl: Alle Leute beeilen sich nach Hause zu kommen. Ich finde den Regen schön.
Th: Wenn du magst können wir noch mal einen kleinen Test machen. Laß noch mal deine Mutter auftauchen und schau mal wie es ihr dabei geht und wie sie auftaucht.
Kl: Sie kommt über die Wiese. Es hat aufgehört zu regnen. Die Sonne kommt raus. Sie setzt sich auch auf die Wiese und sieht zu wie das Wasser verdampft. Es ist schön dich zu sehen. Mir geht es auch gut.
Th: Spüre mal, ob noch ein Schmerz dabei ist oder ob alles o. k. ist zwischen euch beiden.
Kl: Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke es ist o. k.
Th: Dann gehe mal auf sie zu und sage es ihr, dann siehst du, ob es stimmt oder nicht.
Kl: Es ist schön dich zu sehen. Ich glaube, du bringst keinen Schmerz mehr mit.
Th: Spüre mal, daß du sie jederzeit rufen kannst, das weiterhin eine Verbindung da ist.
Kl: Ja, wenn ich sie brauche kann ich sie jederzeit rufen sagt sie. Ich werde das schon alleine hinkriegen, ich brauche dich nicht, aber es ist schön zu wissen, daß du da bist.
Th: Vielleicht gehört ja das Verdampfen von dem Regen auch noch dazu, daß die Wolke sich auflöst. Regen und Wasser steht auch für Traurigkeit und Gefühle. Eigentlich müßte jetzt die Sonne rauskommen. Schau mal, ob das stimmt.
Kl: Ja, die Sonne scheint und überall stehen nur noch die Pfützen rum. Marco rennt durch die Pfützen. Er muß aufpassen, daß er da nicht reinfällt.
Th: Er kann doch jetzt schwimmen.
Kl: Jetzt liegen wir alle auf der Wiese. Alle genießen es, einfach so da rumzudoegen, ohne etwas zu tun. Marcol ist auch dabei. Alle haben Zeit. Der Hase sagt, man soll die Zeit, die man hat einfach genießen. Was ist bei dir passiert, daß du plötzlich so viel Zeit hast? Er sagt, seine Uhr ist stehen geblieben, deshalb spielt die Zeit keine Rolle mehr. Gibt es da einen Zusammenhang mit dem Abschied meiner Mutter? Er bejaht, ich kann es selbst bestimmen, wenn ich sie rufen will oder nicht. Es ist meine Ent-scheidung über die Zeit.
Th: Und früher war sie mit dem Schmerz verbunden und hat dich ständig gedrückt und gehetzt und du wolltest das nicht und hast unter einem inneren Druck gestanden und hattest deshalb nie Zeit. Ist es so etwas? Frage ihn mal.
Kl: Hatte ich nie Zeit, weil meine Mutter mich in irgendwelchen Augenblicken belastet hat? Er bejaht.
Th: Du wolltest ständig diesem Schmerz davonlaufen und er holte dich ständig ein. Ja, dann müßte dein Leben ganz an-ders werden, frage mal den Hasen.
Kl: Er meint, ich würde ruhiger werden und würde mir nicht mehr so viele Ge-danken machen. Meinst du, ich kann mich in Zukunft besser entscheiden und die Konsequenzen tragen? Er sagt, es wird nicht immer einfach. Wirst du mir dabei helfen? Ja, er ist immer für mich da. Er sagt, ich soll die schönen Zeiten genießen. Wir liegen alle nur faul da rum.
Th: Das ist ein ganz tiefes Ausruhen, akzeptieren. Und etwas anderes, etwas drängendes ist nicht da. Und wenn sich etwas verändert, dann sage es mir.
Kl: Ich laufe jetzt durch den Wald und beobachte, was um mich hervorgeht. Ich setze mich auf eine Bank und beobachte die Eichhörnchen. Es erzählt mir, daß es Nüsse für den Winter eingräbt. Das sei seine Arbeit. Jetzt läuft ein Reh vorbei. Hallo Reh. Es sagt auch hallo, schönes Wetter heute. Was machst du? Es streift nur etwas durch den Wald. Alles ist so ruhig im Wald, jeder hat Zeit, keine Hektik. Jetzt komme ich wieder auf eine Wiese. Da ist eine gelbe Blume. Ich tanze mit der Blume. – Musik wird eingespielt. – Jetzt legen wir uns einfach wieder in die Sonne. – Die Klientin genießt es, lange Zeit auf der Wiese zu liegen, ihre Mutter und Udo mit seiner Freundin sind auch dabei. Lange Zeit genießt die Klientin die Ruhe.
Th: Wo bist du jetzt?
Kl: Ich liege immer noch auf der Wiese, der Hase liegt neben mir und wir ge-nießen die Sonne.
Th: Frage mal den Hasen, ob es noch irgend etwas wichtiges für dich gibt.
Kl: Der Hase verneint. Glaubst du, daß ich noch mal einen Asthmaanfall bekomme? - Er verneint.