Sesssionverlauf Udo (Mitte 20, hat einen Gehirntumor, der sich einige Monate später auflöst)
1. Session: Akzeptieren | 2. Session: Angstraum | 3. Session: Vertrauen | 4. Session: Entscheidung | 5. Session: Durchsetzung | 6. Session: Lehrer | 7. Session: Integration |
1. Akzeptieren
Udo befindet sich nach dem Öffnen der Tür in einem dunklen, kahlen
Beton-Raum mit einer Klappe im Boden. Über eine Leiter geht er noch tiefer
und gelangt in einen grossen, hellen Raum mit verschiedenen Dingen, die alle
gelb sind. Es sind auch Leute da, die die Kollegen in Udo Firma symbolisieren.
Diese können gar nicht wahrnehmen, dass alles im Raum gelb ist. „Die
arbeiten wie immer. Nur für mich ist alles gelb. Offensichtlich ist für
mich alles anders.“ . Udo bekommt deswegen ein Gefühl der Unsicherheit
und des Alleinseins. Er erfährt nur Unverständnis und keine Akzeptanz
seiner anderen Sichtweise. „Da werd ich einfach komplett allein gelassen.“
Udo vermisst die Unterstützung.
Ein Kollege will helfen, wendet sich an Udo und möchte wissen, was mit
Udo los ist. „Ich kann es ihm nicht erklären. Ich kann es mir selber
nicht erklären.“ Der Kollege rät Udo seine Sichtweise einfach
zu akzeptieren. Udo bekommt Angst und setzt sich unter Druck auch so sein zu
müssen wie die anderen: „Ich hab sonst das Gefühl, dass mit
mir irgendwas nicht stimmt. Dass der Fehler bei mir liegt und ich was falsch
mache.“ Udo zweifelt an sich selbst. Er hat den Wunsch wie früher
gemeinsam mit seinen Kollegen Lösungen für ein Problem zu finden und
nicht alleine und hilflos zu stehen.
Schuldgefühle tauchen auf weil er die Dinge anders sieht.: „Die anderen
können das gar nicht verstehen.“ Der Therapeut schlägt vor die
Angst/Schuld in ein Bild umzusetzen oder eine Situation auftauchen zu lassen,
wo Udo diesen Konflikt spürt. Der Vater von Udo taucht auf. „Er erwartet
von mir dass ich so denke wie er denkt.“ Udo geht in Kontakt mit seinem
Vater und spürt ein ungutes Spannungsgefühl am ganzen Körper.
Der Vater streitet ab, der Auslöser für dieses Körper-Gefühl
zu sein. Er glaubt Udo nicht und beharrt auf seinen objektiven, logischen und
einzig richtigen Standpunkt. Er will ein Gefühl, das aus dem Körper
kommt gar nicht akzeptieren. „Für ihn kommt alles aus dem Kopf, wie
für mich. Ich habe meine Gefühle nie akzeptiert. Bei einem Konflikt
konnte ich immer nur wegrennen, ihn aber nie lösen.“
Der Therapeut rät, jetzt eine neue Verhaltensweise auszuprobieren und sich
mit dem Vater auseinander zu setzen. Der Vater billigt zwar zu, dass Udo Gefühle
hat, von sich selber sagt er aber: „Ich kann mich doch nicht von Gefühlen
leiten lassen und daraufhin Entscheidungen treffen. Gefühle bedeuten Schwäche“
Udo geht jetzt in eine Situation, wo er Gefühle zeigt und nicht akzeptiert
wird. Er befindet sich daraufhin in einer Diskussion mit seinem Vater, während
der der Vater immer lauter und vorwurfsvoller wird. Udo bekommt Angst, nicht
akzeptiert und geliebt zu werden. „Ich kenne das seit ewigen Zeiten.“
Es gibt für Udo immer nur zwei Möglichkeiten, entweder er lässt
sich anschreien oder er muss wegrennen. Udo atmet intensiv. Er stellt den Zusammenhang
zwischen seiner Ohr-Entzündung und der Lautstärke seines Vaters her.
„Mein ganzer Körper traut sich nicht zu reagieren, so wie ich mich
nicht traue, dir zu antworten.“
Udo hat daher immer schon eine sehr angepasste Haltung eingenommen. Der Vater
kann keine andere Meinung und Weltanschauung zulassen. Udo fordert ganz klar:
„Ich möchte von dir akzeptiert und gemocht werden und trotzdem meine
eigene Meinung haben und leben.“ Der Therapeut versucht an dieser Stelle
beim Vater die Fähigkeit AKZEPTIEREN durch eine Farbe zu installieren.
Der Vater verweigert aber komplett. Es geht darum dem Vater zu vermitteln, dass
er die Welt akzeptieren lernt wie sie ist.
An dieser Stelle holt Udo seine Mutter hinzu und will sich ihr anvertrauen:
„Aber meine Mutter steht auch in einem riesigen Konflikt. Weil sie ein
sehr emotionaler Mensch ist und gegen den Vater nicht ankommt.“
Der Therapeut fasst zusammen, dass der Vater sein Problem zu Akzeptieren und
zu Lieben auf seine Frau und seinen Sohn überträgt. Udo kann nur durch
tiefe Annahme des Vaters eine Lösung finden, sonst kommt er aus diesem
Gefühl selbst unbedingt akzeptiert werden zu wollen nicht heraus.
Es geht darum sich von dem Vater zu lösen und sich seine Akzeptanz und
Anerkennung anderweitig zu suchen. Udo müsste das Risiko eingehen, so zu
sein wie er ist und gleichzeitig nicht akzeptiert zu werden. Ansonsten muss
sich Udo nach dem Vater richten und sich unterordnen.
Udo reflektiert, dass er die gleiche Angst gegenüber seinen Arbeitskollegen
und Freunden hat, wenn er nicht so reagiert wie sie es von ihm erwarten. „Ich
bekomme nicht die Kraft des Akzeptierens und Angenommenseins für andere
Lebensbereiche !“
Der Therapeut macht den Vorschlag den Opa herbeizuholen. „Der Opa und
die Oma können genauso wenig Gefühle akzeptieren.“ Daher das
Defizit beim Papa.
Die Eltern der Mutter kommen hinzu. Diese Oma hat die Fähigkeit Gefühle
zuzulassen. „Die anderen drei Grosseltern sind absolute Kopfmenschen und
können nicht auf Gefühle reagieren.“ Es geht darum diese Teile
zu erlösen, und dass sich Udo eine Qualität entwickelt, die die anderen
gar nicht hatten. Er müsste anerkennen, dass sie nicht akzeptieren können
und sich so frei machen.
Der Therapeut rät die Qualität des Akzeptierens den Grosseltern durch
Farbe zu vermitteln. Udo wendet sich an die Mutter seines Vaters und lässt
ihr rote Farbe einfliessen. Die Oma verändert sich ein wenig; sie findet
es zwar merkwürdig, kann Udo jetzt allerdings Gefühle zubilligen.
„Dann ist das eben so.“
Der Anfangsraum ist zwar noch aus Beton, allerdings ist er jetzt gelb angestrichen.
Ansonsten ist er noch so wie zu Anfang. „So richtig wohnlich ist er noch
nicht.“ Udo lässt noch einmal alle in dem Raum zusammenkommen und
verabredet sich mit seiner Familie.